Der wachsende Bedarf an Standardisierungskonzepten, die rasante Entwicklung des Internet of Things, das omnipräsente Cloud-Computing und Fragen zu Datenschutz- und sicherheit halten aktuell die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der gesamten Branche auf Trab. Im Blogbeitrag „Schliess- und Schlosstechnik im Zeichen aktueller Digitalisierungstrends“ hat unser Experte Detlef Sprenger diese wichtigen Digitalisierungstrends bereits ausführlich unter die Lupe genommen: Christoph Wyder, Head of R&D der MSL Schlösser geht noch einen Schritt weiter und wagt in unserem zweiten Beitrag zum Thema einen Blick in die Kristallkugel.
Für Wyder haben die aktuellen Megatrends neben dem technologischen Fortschritt auch sehr viel mit dem veränderten Lebens- und Kulturwandel der Menschheit zu tun: „Immer grösserer Zeitdruck, der Wunsch zu nachhaltigerem und bewussteren Umgang mit wertvollen Ressourcen sowie die Tatsache, dass wir immer bequemer werden, beeinflussen unsere Sicht auf die Funktionsweise alltäglicher Dinge. Sie sollen intuitiv funktionieren – am besten ohne jegliches Hilfsmittel.“ Niemand möchte heute noch wertvolle Zeit verschwenden. „Plug & Play“ heisst das Gebot der Stunde.
Auch auf einer Baustelle. „Nehmen Sie mal das anschauliche Beispiel des Einbaus einer Tür,“ erklärt Wyder: „Vor zehn Jahren noch lieferte Hersteller A die Tür, Hersteller B, C und D dann separat die vom jeweiligen Bauherren gewünschten Schloss- und Schliesssysteme. Erst vor Ort wurden die Einzelteile dann von einem Monteur miteinander kombiniert und final verbaut. Das geht heute doch viel einfacher.“ Ein Grund, weshalb aus seiner Sicht Wettbewerber von Lösungen aus einer Hand ganz klar die Nase vorn haben.
Ob im professionellen Zusammenhang oder privat – diese Entwicklung nimmt durch die zunehmende Bequemlichkeit der Menschen in einer durchdigitalisierten Welt sogar noch an Fahrt auf. Einige Forschungsleiter, zu denen auch Wyder gehört, denken bereits in Dimensionen, in denen instinktive menschliche Reaktionsmechanismen auf beispielsweise die Schlosstechnik einer Tür übertragen werden können. „In eine Extra-Skinny-Jeans passt schliesslich auch kein Schlüssel. Das heisst, meine Haustür muss automatisch wissen, wenn ich vor ihr stehe und sich automatisch öffnen, wenn ich das möchte“, beschreibt der ASSA ABLOY-Experte so ein mögliches Zukunftsszenario.
Andere Denkansätze berücksichtigen gleichzeitig wichtige Aspekte der Energieeffizienz und Ressourcenschonung. So könnten Zutrittsmöglichkeiten wie die bekannten Katzenklappen in naher Zukunft eine völlig neue Rolle einnehmen – zum Beispiel für die sichere Paketzustellung durch die Post oder wenn ein kleines Kind hindurch gehen will. Technologien für diese und ähnliche Szenarien an der eigenen Haus-, bzw. Wohnungstür existieren zwar noch nicht. Wyder ist sich aber sicher, dass das nur eine Frage der Zeit ist: „Schon mit den heutigen Möglichkeiten der Konvergenz von Gebäudesystemen oder 5G-Applikationen mit Schlaf- und Aufweckmodi wird klar, das auch Türen immer mehr zum mulitfunktionalen Kommunikationsmittel avancieren werden und es an uns Herstellern liegt, die dazu notwendigen zukunftssicheren Schliess- und Schlosstechniken entsprechend weiter zu entwickeln.“
Hier gehts zum ersten Blog Beitrag: Schliess- und Schlosstechnik im Zeichen aktueller Digitalisierungstrends