Die Schweizerische Normen-Vereinigung (abgekürzt SNV, französisch Association Suisse de Normalisation) ist die nationale Normenorganisation der Schweiz mit Sitz in Winterthur. Sie vertritt die Schweizer Interessen in der europäischen und internationalen Normung.
Die SNV gewährleistet als Informationsdrehscheibe und unabhängiges Kompetenzzentrum den effizienten Zugang zu nationalen und internationalen Normen. Sie ermöglicht und fördert die Erarbeitung und Harmonisierung neuer Normen durch die aktive Einflussnahme ihrer Mitglieder als Expertinnen und Experten in nationalen und internationalen Normengremien.
Die SNV ist Vollmitglied der Internationalen Organisation für Normung (ISO) und des Europäischen Komitees für Normung (CEN). Dadurch stellt die SNV die internationale Zusammenarbeit in der Normung sicher. Diese Institution ist die Schweizer Entsprechung des österreichischen Austrian Standards Institute (ASI), vormals Österreichisches Normungsinstitut, das die ÖNORMen herausgibt; ferner ist sie mit dem Deutschen Institut für Normung (DIN) vergleichbar.
Stand 2019 waren über 700 Firmen und Institutionen Mitglied in der SNV, und von den fast 29’000 SNV-Normen waren mehr als 28’000 nationale Übernahmen von Europäischen Normen (EN).
Normen werden nicht durch den Gesetzgeber, eine Behörde oder einen staatlichen Regulator erarbeitet, sondern durch die interessierten Kreise selbst. An der fachlichen Arbeit in den Normenkomitees können sich alle am Thema Interessierten beteiligen und ihr Fachwissen einbringen. Damit der Markt die erstellten Normen auch akzeptiert, strebt die SNV eine möglichst breite Beteiligung am Normungsprozess an und versucht, eine Vielzahl von Interessensvertretern in den Normungsprozess miteinzubeziehen, zum Beispiel:
Normen wirken meist im Hintergrund und regeln vielfältige materielle und immaterielle Gegenstände wie Produkte, Verfahren, Messmethoden, Prozesse und Dienstleistungen und kommen in nahezu allen Branchen und Fachgebieten zum Einsatz.
Die Anwendung von Normen ist freiwillig. Bindend werden Normen nur dann, wenn sie Gegenstand von Verträgen zwischen Parteien sind oder der Gesetzgeber ihre Einhaltung zwingend vorschreibt. Obwohl Normen keine Gesetze sind, tragen sie dennoch zur Rechtssicherheit bei. Normen gelten als eindeutige und anerkannte Regeln der Technik, und die Einhaltung von Normen stellt einen wichtigen Schritt beim Nachweis ordnungsgemässen Verhaltens dar.
Normen definieren Schnittstellen und Kompatibilitätsanforderungen
In der vernetzten Welt von heute sind klar definierte Schnittstellen und Kompatibilität zwischen einzelnen Komponenten und Systemen wichtiger denn je. Insbesondere grenzüberschreitend tätige Zulieferer müssen darauf achten, dass sie im Zeitalter von Industrie 4.0 weiterhin zu den betrieblichen Anforderungen der Unternehmen passen, die sie beliefern. Wer Normen missachtet, kann schnell vom Markt ausgeschlossen sein.
Normen erleichtern den Marktzugang
Normen als weltweite Sprache der Technik reduzieren technische Handelshemmnisse und erleichtern den freien Warenverkehr. Normen dienen als Türöffner und fördern den Export: Europäische Normen (EN) öffnen den Zugang zum EU-Binnenmarkt, internationale Normen (ISO) zum Weltmarkt. In Europa gilt heute für Waren der Grundsatz: eine Norm – ein Test – überall akzeptiert.
Normen senken das Produkthaftungsrisiko
Normen schaffen Klarheit über die Eigenschaften eines Produkts und gelten als eindeutige und anerkannte Regeln der Technik. In Verträgen bietet der Bezug auf Normen eine erhöhte Rechtssicherheit. Zudem wird in Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften zu deren Anpassung an den technischen Entwicklungsstand zunehmend auf nationale, europäische oder internationale Normen verwiesen.