Im dritten Teil der Blogreihe über die zahlreichen neu entstehenden Coworking Spaces und Shared Offices werfen wir einen Blick in die Zukunft: Von den Experten aus der Zukunftsforschung des namhaften Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI) erfahren wir im Interview mit Jakub Samochowiec, Senior Researcher, wie unsere Arbeitswelt sowie deren Absicherung in einigen Jahren aussehen könnte.
Im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Arbeit wird meistens die Frage diskutiert, welche Jobs es in Zukunft noch geben wird und welche nicht. Dabei wird oft übersehen, dass die Frage, wie wir in Zukunft arbeiten werden, mindestens so relevant ist. Denn die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie wir Arbeit organisieren.
Das offensichtlichste Beispiel ist das Homeoffice. Zwar hätte es die digitale Infrastruktur schon länger erlaubt, durch die Pandemie ist das Arbeiten ausserhalb des Büros wohl endgültig keine Randerscheinung mehr.
Grundsätzlich kann man sich fragen, ob es nicht nur das Büro, sondern vielleicht sogar das Unternehmen als solches gar nicht mehr braucht. Laut klassischer Wirtschaftstheorie ist der freie Markt die effizienteste Art, Ressourcen zu allozieren. Nach dieser Logik ist der Grund, weshalb es überhaupt Unternehmen gibt, dass gewisse kleine Transaktionen zu aufwendig zu bemessen und einzeln zu verrechnen wären, um sie auf dem Markt zu erledigen. Sie werden stattdessen mit einem Monatslohn pauschal vergütet. Bemessen und Verrechnen sind aber gerade Tätigkeiten, für welche die Digitalisierung ausserordentlich gut geeignet ist. Was wir von Taxifahrten kennen, wo es kein Taxiunternehmen mehr braucht, sondern nur noch selbstständige Chauffeure, könnte auch in anderen Bereichen stattfinden. Menschen würden dann nicht mehr in Unternehmen, sondern in Projekten arbeiten
Die Gefahr dabei ist, dass man Aufsichts- und Kontrollfunktionen an Maschinen übergibt und alles misst, was man messen kann. So hat Amazon etwa ein Armband patentiert, welches die genauen Handbewegungen seiner Mitarbeitenden misst und dadurch die Effizienz ihrer Handbewegungen optimieren kann. Was früher der Vorgesetzte war, ist nun ein Computer.
Werden wir, wie in der Antwort zuvor angedeutet, von Computern in jeder unserer Handbewegungen überwacht und unterwerfen wir uns einem Maschinendiktat oder erlaubt die Digitalisierung neue Freiheiten in Homeoffices, projektbasierter Arbeit ohne Bindung und evtl. sogar einem Grundeinkommen, wenn Maschinen viele Arbeiten für uns erledigen?
Welchen Einfluss die Digitalisierung auf unsere Arbeit hat, ist nicht technologisch determiniert. Das ist etwas, das wir als Gesellschaft aushandeln müssen. Entscheidend ist, wie stark wir uns gegenseitig vertrauen, mit den neuen Freiheiten umzugehen. Tun wir es nicht, erachten wir die Überwachung als notwendig. Gerade das plötzlich verordnete Homeoffice hat gezeigt, dass wir uns viel mehr vertrauen können, als wir bisher gedacht haben.
Die Kaffeemaschine, das Haus, ja sogar die ganze Stadt – heutzutage ist alles smart. Die damit gemeinte Vernetzung ermöglicht Effizienz, Innovation und macht unser Leben ungemein viel einfacher (Stichwort „Convenience”). Gleichzeitig muss man sich aber bewusst sein: Das Wort „smart” lässt sich jeweils mit „hackable” ersetzen. Je komplexer und vernetzter ein System, desto mehr Angriffsmöglichkeiten bietet es.
Dass die Systemgrenzen sehr weit sind, verdeutlicht ein Fall, in welchem massenweise private Überwachungskameras gehackt wurden, weil deren Passwort noch ungeändert „1234” lautete. Mit diesen gekaperten Kameras wurde ein orchestrierter Angriff auf einen anderen Server organisiert.
Daraus wird ersichtlich: Will man an einer vernetzten 4.0-Welt teilnehmen und von den vielen Möglichkeiten, die sie bietet, profitieren, müssen auch die Sicherheitskonzepte systemisch gedacht werden. Dazu sind vorausschauende technische Lösungen notwendig, wie auch die richtige Einstellung jeder und jedes Einzelnen, der oder die an der vernetzten Welt teilnimmt. Denn selbst wenn mir egal ist, dass meine Kamera gehackt wird, kann mit dieser Unheil gegenüber Dritten angerichtet werden.
Das kommt drauf an, was man optimieren will. Geht es um maximale Sicherheit? Dann ist eine Lösung, die Software und Hardware beinhaltet, vermutlich sicherer. Geht es jedoch darum, möglichst kostengünstig kleine Elemente des vernetzten Ökosystems zu schützen, kann eine Softwarelösung durchaus ausreichend sein. Das Beispiel mit den gehackten Videokameras zeigt, dass schon nur kleine Hürden, wie das Passwort von 1234 auf etwas anderes zu ändern, viel bewirken können. Für solche kleinen Hürden können auch etwas ältere Technologien noch völlig ausreichend sein.
KIs werden Sicherheitskonzepte besser machen. Gleichzeitig werden KIs auch die besseren Hacker werden. Angreifer und Verteidiger werden voneinander lernen und beide immer smarter. Es kommt also zu einem Wettrüsten zwischen offensiven und defensiven Anwendungen von KIs. Dabei stellt sich die Frage, ob eine Seite systembedingt im Vorteil ist. Es ist durchaus plausibel, dass der Angreifer im Vorteil ist, da dieser nur einen Angriffsvektor finden muss und sich auf diesen konzentrieren kann, während der Verteidiger alle möglichen verwundbaren Stellen im Auge behalten muss.