Vor allem aus öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Behörden oder Gewerbegebäuden sind Brandschutztüren bekannt. Was aber kaum jemand weiss: Um bei Feuer eine Ausbreitung erfolgreich zu verhindern, müssen alle Komponenten und Türblätter vor ihrem Einsatz umfassend getestet werden. Franz Bleisch, Inhaber der gleichnamigen Schreinerei und Mitglied der IG-Sicherheit, berichtet über die notwendigen Schritte bei diesen wichtigen Brandschutzprüfungen.
Warum entstand die Interessensgemeinschaft IG Sicherheit?
Die IG-Sicherheit wurde 2004 von fünf Schweizer Unternehmen gegründet, die alle in der Holzverarbeitung tätig sind. Mitglieder sind die Türen- und Furnierwerkstätte Baumann + Eggimann AG, der Innenausbauer Märki AG, die Schreinerei Meier AG, der Türhersteller Pius Schuler AG und meine eigene Schreinerei, die Bleisch AG. Initiator war Pius Schuler, der unseren gemeinsamen Wunsch vorantrieb, dass wir Brandschutzprüfungen als Unternehmen selbst durchführen und auch Kunden anbieten können. Zudem wollten wir auch eigene Brandschutztüren produzieren. Unser Ziel war im Grunde, unabhängig vom Markt zu werden und die Wertschöpfungskette bei der Herstellung normgerechter Brandschutztüren dadurch zu optimieren.
Welche Abläufe müssen bereits bei der Vorbereitung eingehalten werden?
Wir führen die Brandtests heute selbst zusammen mit den Brandschutzexperten von Glas Trösch in Buochs im Kanton Nidwalden durch, weil diese einen unabhängigen zertifizierten Prüfstand betreiben. Zunächst werden mit der SIBIZ (Schweizerisches Institut für Prüfung, Inspektion, Zertifizierung) Abklärungen getroffen, welches Element geprüft werden soll. Dazu senden wir die Prüfkörperbeschreibung und alle Pläne zum Testaufbau dorthin. Die genauen Ziele einer Prüfung werden von uns definiert. Die SIBIZ prüft alles und bestimmt, was für den jeweiligen Test verbaut sein muss. Oft geben sie dabei sehr anspruchsvolle Produkte vor, wie etwa Mehrpunkt-Schlösser bzw. -Verriegelungen.
Wie erfolgt der eigentliche Brandschutztest?
Zunächst wird alles aufgebaut, was bis zu einer Woche dauern kann. Berücksichtigt werden müssen dabei auch Zeiten, in denen sich die Türen akklimatisieren. Nachdem die Türen stehen, werden sie von drei Brennern aus einem Brandofen von links und rechts befeuert. Dabei können Temperaturen bis zu 940 Grad Celsius entstehen. Bei den Tests wird jeweils die Bandseite und die Gegenbandseite geprüft, da diese unterschiedlich reagieren. Nach der Befeuerung stellen wir den Ofen ab und fahren die Tür vom Ofen weg, um die Bandseite zu sehen. Ausserdem wird die Tür abgespritzt, um den Glimmbrand zu unterbinden. Je nach vorab definierten Zielen werden bei manchen Türen auch zunächst die einzelnen Elemente geprüft und erst danach in Kombination mit weiteren Elementen getestet.
Worauf kommt es bei dem Brandschutztest an?
Wichtig ist zu sehen, wie lange die Türen mit ihren verschiedenen Komponenten einem Feuer standhalten können. Dabei teilen wir die Türen in verschiedene Typen ein. Typ A muss 30 Minuten standhalten, Typ B schon 36 Minuten. Der längste Brand, den wir hatten, dauerte 46 Minuten. Nach Bestehen dieses Tests Typ B darf das jeweilige Türelement in der Breite oder Höhe sogar um 15 Prozent vergrössert werden sowie auf Wunsch die gesamte Fläche der Tür um 20 Prozent.
Was sind die grössten Herausforderungen bei den Prüfungen?
Jede Prüfung ist verschieden und jede Tür verhält sich anders. Ausserdem gibt es immer Schwachstellen, die den Ablauf der Prüfung erschweren. Ein Beispiel: Einmal dauerte eine Prüfung aufgrund des verbauten Glases 10 Sekunden zu kurz. Bei der Wiederholung waren es sogar 10 Minuten zu wenig. Erst beim dritten Durchgang war die Prüfung erfolgreich.
Welche Personen sind während der Prüfung involviert?
Das sind Mitglieder der IG-Sicherheit und der SIBIZ, ein Prüfleiter, die Firma Glas Trösch für die Ofensteuerung und die Beschlägelieferanten, die beobachten, wie die Produkte reagieren. Teilweise sind auch noch ein Architekt und Schreiner mit vor Ort, insgesamt sollten zehn anwesende Personen aber nicht überschritten werden.
Und wie geht es nach dem Brandtest weiter?
Sobald der Brandtest durchgeführt wurde, besprechen alle Beteiligten, welche Schwachstellen die jeweilige Tür hatte und was verbessert werden muss. Die SIBIZ erstellt einen Prüfbericht, den wir von der IG-Sicherheit bei der VKF (Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen) einreichen. Diese kontrolliert den Prüfbericht und vergibt, wenn alles in Ordnung ist, eine Zertifikatsnummer, die an das geprüfte Brandschutzelement angebracht werden darf. Insgesamt führen wir als IG-Sicherheit drei bis vier Brandschutzprüfungen pro Jahr durch, da diese im Regelfall sehr aufwändig und kostspielig sind. Seit Bestehen der IG-Sicherheit haben wir bereits 60 Prüfungen durchgeführt und entsprechend viele Erfahrungswerte gesammelt. Denn mit unseren Brandschutztests sorgen wir dafür, dass die Türen immer weiter verbessert werden und im Ernstfall sowohl Personen als auch Gegenstände bestmöglich geschützt werden.